Glücklich die Glücklichen

Der Erfolgsroman von Yasmina Reza mit dem Titel »Glücklich die Glücklichen« besteht aus achtzehn literarischen Momentaufnahmen. Nach und nach wird klar, dass alle Figuren miteinander zu tun haben. Es entsteht das Panoramabild einer bürgerlichen Welt aus achtzehn verschiedenen Perspektiven. Yasmina Reza hat ein literarisches Ich in Gestalt einer multiplen Persönlichkeit geschaffen, die viel mit der Autorin selbst zu tun hat. „Ich habe mich vollkommen aufgesplittert“, erklärt sie in einem Interview, „und ich habe keine einzige Figur beschrieben, die nicht mehr oder weniger ‚ich‘ bin.“ Dies ist umso erstaunlicher, als sie zuweilen dieselben Begebenheiten aus entgegengesetzten Perspektiven erzählt. Doch auf diese Weise wirft sie ein erhellendes Schlaglicht auf die Grenzen der eigenen Wahrnehmung.

So verzerrt und eindimensional wie in Rezas Geschichten könnten auch eigene Urteile ausfallen, die man immer für das Ergebnis reiflicher Überlegung und objektiver Betrachtung gehalten und entsprechend überzeugt verteidigt hatte. Die Beurteilung des Geschehens durch die wechselnden Protagonisten wird zum Spiegel menschlicher Subjektivität, die sich als nicht immer nur liebenswerte Beschränktheit durch die Geschichten zieht. Vielmehr tobt unter der Oberfläche der Krieg des Alltäglichen, den Claudia Michelsen und Sylvester Groth gekonnt und genüsslich miteinander austragen

von Yasmina Reza
Aus dem Französischen übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel und Frank Heibert
Szenische Lesung mit Claudia Michelsen und Sylvester Groth
eingerichtet von Gerhard Ahrens