Kafkas Tiere

Wenn sich die Figuren in Franz Kafkas Werken plötzlich in ungewohnten Situationen oder gar Tierkörpern wiederfinden, ist jegliche Orientierungsmöglichkeit, ja sogar die Unterscheidung Mensch/Tier aufgehoben. Kafkas eindrucksvolle Erzählungen berichten oft vom Monströsen und Geheimnisvollen, sie sind nicht „realistisch“, aber deuten doch zielsicher auf die Unsicherheiten der bürgerlichen Existenz.

Besonders seine Tiergeschichten sind meisterhafter Ausdruck sensibler Beobachtungen und präzise sezierter Entfremdungserscheinungen des entwurzelten Individuums. Als Zuhörer ist man eingeladen, tief unter den Chitinpanzer eines Gregor Samsa oder das Fell des Affen Rotpeter in die Geschichten hineinzufühlen und sich an die Werte des eigenen Menschseins zu erinnern. Diese gilt es hin und wieder zu überprüfen – und Verantwortung für sie zu übernehmen.

Tiergeschichten von Franz Kafka
Szenische Lesung mit Sophie Rois
Eingerichtet von Gerhard Ahrens