Das letzte Band

Seit 40 Jahren bespricht Krapp, eine „in Auflösung befindliche Kreatur“ (Friedrich Luft), an seinem Geburtstag ein Tonband über die Denkwürdigkeiten der zurückliegenden zwölf Monate. Um in die rechte Stimmung zu kommen, hört er sich zuvor ein altes Band an. Diesmal, er ist mittlerweile 69, erwischt er eine Aufnahme, die dreißig Jahre zurückliegt. Er hört sich als 39jährigen sprechen: über ein noch älteres Band, das er gerade gehört habe, über sein „Werk“, das nie zustande kommen wird, über seine Verdauung, über den „Abschied von der Liebe“.

So entfaltet sich in ein paar Tonbandsequenzen ein ganzes Leben in seiner erschütternden Vergeblichkeit. Der Autor selbst hat es mit Sarkasmus kommentiert: „Das Ergebnis dieses heroischen Programms ist der alte Krapp, dessen Abend schlecht ausgeht.“ Beckett ist der unbestechliche Chronist der Ausweglosigkeit, in die sich das Dasein der Menschen verrannt hat, aber er ist auch, im Angesicht seelischen Elends, ein trostreicher Stoiker. Zuweilen lacht Krapp beim Abhören des alten Bandes. Das Alter läßt ihn manche Dinge mit Ironie betrachten.

Die „Pläne für ein weniger aufreibendes Geschlechtsleben“ haben sich von selbst erledigt. Die Jagd nach dem Glück? Schon früh „erlahmt“. Die Verdauung? „Völliges Versagen der Abführmittel“, auch schon früh. Das letzte Band läuft leer. Es bleibt „nichts mehr zu sagen, nicht einmal Piep“.

Schauspiel von Samuel Beckett
Krapp: Klaus Maria Brandauer
Regie: Peter Stein
Bühne: Ferdinand Wögerbauer
Kostüm: Anna Maria Heinreich
Dramaturgische Mitarbeit und Regieassistenz: Sara Abbasi
Maske: Manuela Halligan
Technische Koordination: Christian Weißkircher