Lascha Bakradse

15.30 Uhr
Georgien allein zu Haus

Eine Einführung von Lasha Bakradze

Lasha Bakradze, der in Tiflis das Literaturmuseum leitet, berichtet von der wechselvollen Geschichte einer der ältesten Kulturnationen der Welt, beheimatet zwischen Asien und Europa. Durch die Jahrhunderte war Georgien immer wieder Schauplatz von Kriegen und Fremdherrschaft – ob durch Araber, Perser oder Russen. Große Zerstörungen und geschundene Seelen waren die Folge, doch immer wieder gelang der Wiederaufbau. Bakradze entwirft seine Vision eines friedlichen Landes, das erneut den Anschluss an Europa sucht.

15.40 Uhr
Georgie Mon Amour

Alte und neue Balladen aus Georgien mit Manana Menabde

Manana Menabdes Liebe galt und gilt besonders der Vertonung klassischer georgischer Dichtung, und sie kann dabei aus dem unendlichen Reichtum und der Vielgestaltigkeit der Musikkultur Georgiens schöpfen, einer Musikkultur, die es für Europa im Grunde noch zu entdecken gilt. Manana Menabde bedient sich dieser Tradition auf eine Weise, die wohl am treffendsten mit den Attributen zeitlos und authentisch zu charakterisieren ist, widersetzt sie sich doch konsequent jeder folkloristischen Pseudomodernität. Die erstaunliche Fähigkeit Manana Menabdes, mit den Mitteln der Tradition die Tradition zugleich zu brechen, macht sie zu einer authentischen und zugleich zeitgemäßen Stimme Georgiens.

16.30 Uhr
Das Trauma Stalin und die georgische Nation

Ein Gespräch mit Nino Haratischwili, Zaal Andronikashvili, Jörg Baberowski und Stephan Wackwitz 

Moderation: Lasha Bakradze

Welche Rolle wies Joseph Stalin, der vor der Oktoberrevolution als Priesterzögling, Gangster und gewalttätiger Revolutionär im Kaukasus wirkte, seiner georgischen Heimat zu? Wie geht das Land heute mit diesem Erbe um? Welche Chancen bieten sich heute diesem Land im Umbruch zwischen sowjetischem Erbe und westlicher Moderne, diesem Land am Schnittpunkt zwischen Orient und Okzident? 

Dudana Mazmanishvili

18.15 Uhr
Mein Georgien

Dudana Mazmanishvili, Klavier
Werke von Giya Kancheli und weiteren Komponisten aus Georgien

Georgiens Musikszene wird in besonderem Maße von dem international anerkannten Komponisten Giya Kancheli geprägt. Dessen Musik ist im Ton tief verwurzelt in seiner georgischen Heimat. Kanchelis Anliegen ist es, seine zahlreichen Schüler, Musiker einer neuen jungen Generation, von der Schönheit, der Vielfältigkeit, aber auch der Schwermut der georgischen Musik zu überzeugen. Die Pianistin Dudana Mazmanishvili trifft ihre sehr persönliche Auswahl aus Traditionellem und Zeitgenössischem.

Anna Kordsaia-Samadaschwili
Regine Kühn
Iunona Guruli
Nana Ekvtimishvili

18.50 Uhr
Medeas Töchter: Leben, bis ein Schuss fällt

Autorenlesung mit Nana Ekvtimishvili, Iunona Guruli und Anna Kordsaia-Samadaschwili
vorgestellt von Regine Kühn

Georgiens lebendige Literaturszene wird wesentlich von jungen Autorinnen geprägt, die mit Lakonie und unterschwelligem Witz, aber auch mit Trauer und Melancholie ein eigenwilliges Bild vom heutigen Georgien zeichnen. Sie schreiben über Liebe, auch gleichgeschlechtliche, Hass und Sex. Sie thematisieren aber auch die kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem mächtigen Nachbarn Russland und die von Armut und Zerstörung geprägte Lage in den abtrünnigen Provinzen Abchasien und Südossetien. 

Natalie Beridze und Nika Machaidze
Natalie Beridze und Nika Machaidze

19.35 Uhr
Nikakoi feat. Tusia Beridze

Electronic music from Georgia

Die georgische Musikerin Natalie „Tusia“ Beridze gilt als eine der Protagonistinnen der elektronischen Musikszene. Sie experimentiert mit Störgeräuschen und gehauchter Stimme und lässt lyrisch-abstrakte Miniaturen entstehen. Am liebsten arbeitet sie mit dem Laptop und ist damit unabhängig von aufwendigen Studioproduktionen. Der Mix georgischer Volksmusiken mit Strawinsky, Schostakowitsch und Rachmaninow, aber auch mit Musik von David Bowie und Kraftwerk macht ihre Kompositionen einzigartig. 

NIKAKOI (russisch: keiner) ist der Künstlername von Nika Machaidze, dessen elektronische Musiken und Soundscapes auf Breakbeat-Rhythmen beruhen, die er in Bezug zu georgischer Volksmusik setzt.

Paata Shamugia
Shalva Bakuradze

20.15 Uhr
Schlechte Lieder sind hier Hits / Hoppe Reiter ist kein Witz

Zeitgenössische Lyrik aus Georgien: Shalva Bakuradze, Surab Rtweliaschwili und Paata Shamugia
In georgischer Sprache mit deutschen Untertiteln

Der „Recke im Tigerfell“ ist das Nationalepos Georgiens aus dem 12. Jahrhundert, jeder Schüler in Georgien kann daraus rezitieren. Ausgerechnet dieses literarische Heiligtum der Georgier nahm sich Paata Shamugia vor und transformierte es ins Blasphemische. Seine Auftritte wurden zum Skandal, die orthodoxe Kirche protestierte. Trotzdem erhielt der junge Dichter, der wie ein Popstar verehrt wird, einen renommierten georgischen Literaturpreis. Sein Dichterkollege Shalva Bakuradze verbindet georgische Dichtertradition mit avantgardistischen Ansätzen, er gehört zur postsowjetischen Autorengeneration Georgiens. Surab Rtweliaschwili ist der „König-Präsident des georgischen Dada“. Er inszeniert seine Auftritte und experimentiert mit verschiedenen Medien.

Kiknadze Jazztrio
Giorgi Kiknadze
Konrad Ullrich
Rainer Bohm

20.50 Uhr
Georgian Songbook goes Jazz

Giorgi Kiknadze Trio 

Der georgische Bassist Giorgi Kiknadze wurde von seinem Vater, einem Komponisten und Saxophonisten, sowie von seinem Onkel von klein auf mit unterschiedlichster Musik „gefüttert“. Klassik, Jazz, freie Musik, Rock und Pop und nicht zuletzt traditionelle georgische Musik zählen zu diesen „Lebensmitteln“. Mit Rainer Böhm am Klavier und seinem langjährigen Freund und Kollegen Konrad Ullrich am Schlagzeug hat er die perfekten Musiker ausgewählt, um all diese musikalischen Einflüsse und die Verbundenheit und Liebe zu ihnen zu bündeln und sie im eigenen Stil wiederzugeben. Musikalische Intimität, Authentizität, das Erfassen von Stimmungen und die gegenseitige Inspiration bilden die Essenz dieser Gruppe. Seine Musik ist zerbrechlich, unvorhersehbar, intensiv, lyrisch, derb.

21.30 Uhr
Supra - Das Georgische Gastmahl

Kulinarische Spezialitäten

 „Das Schreckliche an allem war“, schrieb 1948 John Steinbeck über ein georgisches Gastmahl in sein Tagebuch, „dass alles köstlich schmeckte. Die Düfte waren alle neu, und wir wollten alles versuchen, so dass wir uns alle überaßen“. Nach der Sprache, der Schrift und der Musik Georgiens, um die es einen Tag lang ging, wird am Ende des Abends im Foyer der Villa Elisabeth auch die georgische Küche die Einzigartigkeit dieses liebenswerten kleinen Landes am Rande des Kaukasus bezeugen.